Mitte 1986 war es bei mir als noch neunzehnjähriger junger Mann soweit, dass mein Körper mich ausbremste. Schmerzen eines bis dahin unbekannten Ausmaßes. Kurz darauf Blut im Stuhl brachten mich voller Zähne zusammenbeißen noch selbst Auto fahrend in die Notaufnahme des hiesigen Kreiskrankenhauses. Vier Wochen mit vielen Untersuchungen, Infusionen, Sondenernährung und langsam startender Diät brachten mich in dem heißen Sommer zu einem stark aktivreduzierten Leben. Einen Satz nach der Diagnose Colitis ulcerosa mit histologischen Befund brannten sich in mein Gehirn ein:
„Mit dieser Krankheit werden Sie keine dreißig Jahre alt.“ Ausgesprochen von einem jungen Mann in weißen Kittel, einem APJler (Arzt im praktischen Jahr).
Das war das Ende meines Lebens mit den ungeschriebenen Zielvereinbarungen: Ausbildung, Beruf, Ehe, Kinder und Haus.
Für mich begann nun das Leben eines Menschen mit einer schwerwiegenden chronischen Erkrankung. Viele Ausgrenzungen und Behinderungen bei der Teilhabe am Leben in der Gesellschaft.
Der Rat der Ärztinnen und Ärzte und die Stimme der Gesellschaft lautete: Rege dich nicht so auf und lasse es halt langsamer angehen.
Ich benötigte viele selbstgesuchte Beschäftigungen und Therapien um mein Leben bis zum vorausgesagten Todesjahr 1996 mit Sinn zu füllen.
Doch dann kam 1996. Nachdem ich den Sommer im australischen Outback verbracht hatte auch die Erkenntnis:
Ich lebe noch! Und ich wollte auch leben. Mein Kampfgeist wurde wach.
Ich wehrte mich nun gegen Ausgrenzung und gegen die Behinderungen der Gesellschaft anstatt sie nur hinzunehmen um mich nicht aufzuregen und es langsamer anzugehen. Was mit einem Prozess vor dem Bielefelder Amtsgericht gegen das Land Nordrhein-Westfalen wegen der ständigen Falschpark-Knöllchen (Nothalte um von der CED gezwungen schnell Toiletten aufzusuchen) begann wurde bis heute so groß, dass ich als Vorstandsvorsitzender des Vereins Ungehindert e.V. jetzt nicht nur für mich alleine kämpfe sondern auch für die vielen anderen Betroffenen von Ausgrenzung und Behinderungen.
Ein Kampf für Inklusion nach dem Motto: „Nicht der Mensch ist defizitär, sondern der Gesellschaft mangelt es. Inklusion, die gleichberechtigte Teilhabe an der Gesellschaft zu schaffen ist die Aufgabe der Gesellschaft. Inklusion, die gleichberechtigte Teilhabe an der Gesellschaft zu fordern ist die Aufgabe der Menschen mit Behinderungen.“
Rolf Allerdissen (53)
Persönlicher Blog
ALLERDISSEN – Buchstabensalat mit wortgepressten Inklusionsöl
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