Julia Huppertz

Jules Erfolgsgeschichte

Mein Name ist Julia Huppertz und ich bin am 21.02.1984 in Mönchengladbach am Niederrhein geboren worden.

Seit nun mehr als 11 Jahren bin ich Beamtin bei der Justiz. Ursprünglich aber hat meine berufliche Laufbahn in einem völlig differenten Metier begonnen.

Als junger Mensch war ich voller Ideen und Phantasien, was ich „später“ mal werden oder machen will. Man könnte auch sagen, dass es anfangs mehr Chaos war, als man es hätte Struktur nennen können. Ehrlicherweise dauerte es auch viele Jahre, bis ich mich und meinen Weg wirklich gefunden hatte. Dieser Weg war gesäumt und gepflastert von Disziplin, Schweiß, Erfolg aber auch von Niederlagen, Schmerz, Tränen, Verzweiflung, und bevor ich den Punkt meines Umdenkens erreicht hatte, dem totalen Zusammenbruch.

Vom ursprünglichen Traum zur Polizei zu gehen, der bereits damals erfolgten 12-jährigen Verpflichtung bei der Luftwaffe der Bundeswehr in der Offizierslaufbahn, die ich aus privaten Gründen nie begann. Über den ursprünglichen Traum erfolgreiche Judoka zu werden, hin zu der Karriere als Handballerin.

Um es zeitlich detaillierter zu beschreiben, fange ich an dem Punkt an, an dem ich meine erste von drei abgeschlossenen Ausbildungen begann.

Die erste Ausbildung begann ich nach dem Fachabitur im Sozial- und Gesundheitswesen an der Uniklinik in Düsseldorf. Nach bestandenem Examen war ich „Masseurin und medizinische Bademeisterin“.

Für mich war klar, dass dies nur die Grundlage für meinen weiteren Weg hätte sein sollen.

Mit diesem Examen bewarb ich mich damals beim Bundesministerium für Bildung und Forschung für ein Stipendium. Ich wurde im Jahr 2007 Stipendiatin und setzte den Betrag, den ich dafür erhielt, ein, um die Nachqualifizierung zur Physiotherapeutin in Dortmund absolvieren zu können.

Sport machte ich Zeit meines Lebens. Zum Zeitpunkt des Beginnes meiner ersten Ausbildung an der Uniklinik Düsseldorf und auch zu der Zeit der Physiotherapieausbildung in Dortmund, kamen für mich immer mehr glückliche Umstände zusammen, die dazu führten, dass ich zuerst den Sprung in den semi-professionellen Sport im Bereich des Handballs schaffte und kurz vor Ende des Examens in der Physiotherapie dann den Sprung in den professionellen Bereich.

Es waren verrückte Zeiten, spannend und aufregend. Vor mir stand eine Herkulesaufgabe, die ich bereit war anzunehmen, denn ich wusste, dass ich wahrscheinlich keine weitere Chance mehr erhalten würde als Profisportlerin das tun zu dürfen, was meine Leidenschaft war. Ich spielte in der Bundesliga und auf internationaler Ebene. Erlebnisse, von denen ich heute noch zehre und für dich ich Dankbarkeit empfinde, dass ich das alles erleben durfte, wovon viele Kinder und Jugendliche träumen. Aber auch Erlebnisse, die mich auf negative Art und Weise tief geprägt haben und eben auch Traumata hinterlassen haben.

Die ungewöhnliche Geschichte dahinter, dass ich tatsächlich meinen ersten Profivertrag an einer Raststätte unterschrieb, spare ich mir an dieser Stelle, denn das würde den Rahmen hier sprengen. Beweist aber, wie wirklich verrückt die Zeiten waren.

Allerdings auch anstrengend war es und retrospektiv weiß ich nicht mehr, wie ich das alles kurz vor Ende meines zweiten Examens und dem Abschluss als Physiotherapeutin geschafft habe. Es muss einfach damals der absolute Wille und die unabdingbare Leidenschaft gewesen sein. Für alles.

Nach zwei Jahren im Profibereich starb mein Vater. Kurz zuvor ließ ich meinen Vertrag ruhen und einfrieren, damit ich wenige Monate vor seinem Tod in die Nähe meines Zuhauses ziehen konnte. Meine neue Heimat wurde das Bergische Land. Und hier blieb ich.

Der Sport ruhte komplett. Ich arbeitete nun Vollzeit als Physiotherapeutin.

Nachdem mein Vater gestorben war, sammelte ich neue Kräfte und wagte nochmals den Sprung auf die hohen Ebenen des Sports. Diesmal allerdings blieb mein Hauptjob die Physiotherapie und alles andere lief „nebenbei“.

Nach vielen schweren Verletzungen aber auch Erkrankungen, die für mich teilweise Rekonvaleszenzzeiten von bis zu einem Jahr bedeuteten, entschied ich mich kürzer treten zu müssen und schlug das nochmalige Angebot in der ersten Bundesliga spielen zu dürfen aus.

Während meiner Zeit als Physiotherapeutin lernte ich jemanden kennen, der mich auf den Weg zur Justiz brachte. Auch auf diesen neuen Weg war ich nicht vorbereitet, denn aktiv hatte ich erstinstanzlich damals keinen nochmaligen beruflichen Wechsel angestrebt.

Ich wagte es und brach nochmalig mit Ende Zwanzig alle Zelte ab und begann meine dritte Ausbildung im Justizvollzug.

Meinen tiefsten Punkt erreichte ich Ende des Jahres 2021, als ich die Segel streichen musste. Ich war völlig ausgebrannt und „durfte“ eine ausgewachsene Depression mein Eigen nennen. Die Vorzeichen waren alle da gewesen, aber ich nahm sie nicht ernst und schob sie zu lange beiseite. Viele Monate verbrachte ich damit zu heilen und mich wieder aufzurappeln. Auch dieser Weg war gesäumt von einigen Rückschlägen, die mich erneut an meine Grenzen brachten. Persönlicher und gesundheitlicher Natur aber auch auf beruflicher Ebene.

Es war der Punkt, an dem ich lernen musste, dass ich den Wind nicht ändern kann, aber ich meine Segel neu setzen konnte und musste. Ich musste lernen, dass ich Systeme, denen ich mich nicht beugen wollte, nicht ändern konnte. Meine Einstellung dazu musste ich ändern.

Ich lernte nur allzu gut, dass es keine Zufälle im Leben gibt, sondern alles irgendwie doch einen Sinn hat, den man manchmal erst später erkennen kann.

Ich schrieb ein Buch und entschloss mich dazu, den Weg in die Psychologie zu finden.

Als ich im Gesundheitswesen tätig war, wuchs bei mir auch die Idee mich selbständig zu machen, doch ich wagte den Schritt nie. Letztendlich hatte ich nicht den Mut dies zu tun. Umso größer ist mein Respekt vor jedem Menschen, der sich dazu entschließt, denn dazu gehört Charakter, Stärke, Durchsetzungsvermögen, ein gewisses Maß an Resilienz nach Rückschlägen, Durchhaltevermögen, Kampfgeist und Leidenschaft.

Die größte und beste Entscheidung war es, mich „found it =“ anzuschließen.

Inklusion, Partizipation und Empowerment. Diese Bausteine machen „found it =“ zu einem innovativen Projekt, das Menschen mit Behinderung neue Wege öffnen kann.

Menschen mit Behinderungen jeglicher Art den Weg in die Selbständigkeit oder überhaupt auf den Arbeitsmarkt in einer gewissen Art möglich zu machen und ebnen zu können, sie dabei zu unterstützen, ihnen Mut zu machen und ihnen an den Beispielen der wunderbaren Peer Berater:innen und auch an Amrei Feuerstack zeigen zu können, dass Menschen mit Behinderung und Einschränkungen dazu in der Lage sind, ihr Potential zu entdecken, es auszuschöpfen und etwas Wunderbares damit erschaffen zu können, erfüllt mit Stolz.

Auf menschlicher aber auch auf fachlicher Ebene, ist Amrei Feuerstack, Gründerin von „found it =“, die ich am tiefsten Punkt meines Lebens kennenlernen durfte und die mich lehrte, dass aufgeben keine Option ist, der Mensch, der eine Freundin geworden ist, der mich am meisten inspiriert und mich ebenso beeindruckt. Ihre Idee war es, zusammen bei und für „found it =“ zu arbeiten. Die Entscheidung dies zu tun, fiel mir nicht schwer, denn der Gedanke und die Idee hinter „found it =“ sind einzigartig und großartig.

Im Team von „found it =“ bin ich die, die sich nicht selbstständig gemacht hat und eben nicht als Unternehmerin oder Gründerin erfolgreich ist. Allerdings möchte ich mit meinen Erfahrungen auf den doch sehr verschiedenen Ebenen, auf denen ich beruflich und persönlich unterwegs war, und dem, was ich erlebt habe, aufzeigen und vermitteln, dass Empowerment, Integration, Partizipation, dem Glauben an sich selber und Inklusion auch auf dem 1. Arbeitsmarkt möglich sind.

Zugleich möchte und kann ich Marco Boehm an dieser Stelle nicht unerwähnt lassen, denn Amrei, Marco und ich bilden den Vorstand von „found it = e.V.“

Marco beweist mit seiner Erfolgsgeschichte, dass man als Mensch mit Behinderung erfolgreich sein kann, indem man seine Kräfte bündelt, Selbstwirksamkeit entwickelt und das neu gewonnene Potential optimal und effizient nutzt. 

Zudem verkörpert Marco eindrucksvoll, dass die Kombination aus beruflichem und persönlichem Erfolg, hinzukommend auch noch dazu befähigen kann, anderen Menschen mit Behinderung zu helfen und ihnen Empowerment zu vermitteln.

Zwei Menschen, auf die ich auf jeglichen Ebenen nicht mehr verzichten möchte, denn die Zusammenarbeit und der Umgang sind geprägt von Professionalität, Wertschätzung, Toleranz, Offenheit, Empowerment, Vertrauen, Sicherheit, Respekt, Achtsamkeit, Rücksicht, Unterstützung, Empathie und Menschlichkeit.

Wobei ich erwähnen muss, dass diese Eigenschaften auf wirklich alle im Team von „found it =“ zutreffen.

Leider aber sind dies alles Dinge, die man heutzutage in weiten Teilen der Gesellschaft vermisst.

Amrei Feuerstack hat mit „found it =“ geschafft, alles dies zu vereinen und die Welt mit ihrem Projekt ein Stückchen besser zu machen.

„Setzt die Segel neu, glaubt an euch und lasst uns versuchen die Welt ein Stückchen besser zu machen.“

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